... die Arbeiten im Bergbau gehen für die THYSSEN SCHACHTBAU GMBH jedoch weiter.

Im vergangenen Jahr wurde in den Medien „das Ende des Bergbaus“ häufig thematisiert. Gemeint war aber genau genommen „nur“ das Ende der Steinkohleförderung in Nordrhein-Westfalen. In anderen Bundesländern wie dem Saarland oder Sachsen ist die Steinkohleförderung schon vor einiger Zeit aus wirtschaftlichen und politischen Gründen eingestellt worden. Den Bergbau gibt es aber weiterhin – auch in Nordrhein-Westfalen. So wird beispielweise im Steinsalzbergwerk Borth der Firma esco bei Rheinberg seit Jahrzehnten Steinsalz in einer Teufe von ca. 700–900 m bergmännisch gewonnen. Das Steinsalz findet Verwendung in der Chemieindustrie als Speisesalz und im Winter als Streusalz im Straßenverkehr. Im östlichen Nordrhein-Westfalen, bei Minden im Weserbergland, baut die Barbara Erzbergbau GmbH in einer Teufe von ca. 120 m ein eisenhaltiges Erz ab, welches sowohl im Straßenbau als auch in der Beton- und Zementindustrie genutzt wird. Aber auch in den alten Steinkohlezechen im Ruhrgebiet ist mit dem Jahr 2018 noch lange keine Ruhe eingekehrt. Nach Ende der aktiven Steinkohleförderung können diese Bergwerke nicht sich selbst überlassen werden. So müssen aus einer Teufe von teilweise über 1.000 m Maschinen und Geräte herausgeholt und Rohrleitungen und Kabel zurückgebaut werden, alte Hohlräume und Schächte gesichert und alles für einen Anstieg des Grubenwassers vorbereitet werden. Die Ausführung dieser „Ewigkeitsaufgaben“ im Bergbau umfassen die zukünftigen Arbeiten des Mülheimer Traditionsunternehmen THYSSEN SCHACHTBAU.

Die Ursprünge von THYSSEN SCHACHTBAU gehen auf ein Walzwerk zur Herstellung von Bandeisen in Mülheim-Styrum im Jahre 1871 zurück. Noch heute hat das Unternehmen an der Sandstraße sowie der Friedrich-Ebert-Straße seinen Sitz. THYSSEN SCHACHTBAU ist mittlerweile ein Bergbauspezialunternehmen, das weltweit, schwerpunktmäßig jedoch in Europa und Russland, im Bergbau tätig ist. Es gewinnt dabei nicht selbst die Rohstoffe, sondern unterstützt vielmehr Bergbauunternehmen dabei. So werden beispielweise im Norden von Russland für einen Kunden ein schlüsselfertiges Erzbergwerk mit übertägigen Gebäuden und zwei Schächten errichtet, die bis auf über 2.000 m Teufe hinabreichen. Am Ural werden für ein neues Kalisalzbergwerk zwei Schächte geteuft, in Kasachstan werden unter Tage Strecken für ein Chromerzbergwerk aufgefahren und in der Nähe von Salzgitter beteiligt sich das Unternehmen am Umbau des ehemaligen Eisenerzbergwerkes Konrad zu einem Endlager für radioaktive Abfallstoffe. Im Steinkohlebergbau ist THYSSEN SCHACHTBAU seit über 50 Jahren auch für die RAG und deren Vorläuferunternehmen tätig gewesen. Zahlreiche Schächte im Ruhrgebiet und unzählige Kilometer unterirdischer Strecken hat das Unternehmen dabei erstellt. Jetzt, nach Ende der Steinkohleförderung, bringt das Unternehmen sein Wissen und Können beim nötigen Rückbau und dem Verschließen der Bergwerke sowie beim Umbau der Grubenwasserhaltung ein.

Grubenwasser im Ruhrgebiet

Zu Zeiten des aktiven Steinkohlebergbaus wurde das Wasser, welches den teilweise über 1.000 m tiefen Steinkohlebergwerken zugeflossen ist, mit Pumpen von unter Tage nach über Tage gefördert und dann in die Ruhr, die Emscher, die Lippe und den Rhein eingeleitet. Das Wasser war ursprünglich Niederschlagswasser, welches über einen langen Zeitraum durch viele Gesteinsschichten bis in diese Tiefen gelangt ist. Um zu verhindern, dass die Bergwerke „absaufen“, wurde stets so viel Wasser gepumpt, dass auch die tiefsten Punkte eines Bergwerkes stets trocken blieben. Mit dem Ende des Bergbaus ist es eigentlich nicht mehr nötig, das Wasser zu pumpen. Die Bergwerke wurden bereits oder werden in den nächsten Jahren geräumt, die Schächte werden verschlossen und niemand wird sich mehr unter Tage aufhalten.

Ohne Pumpen könnte das Grubenwasser aber nach vielen Jahrzehnten so weit ansteigen, dass es sich mit dem Grundwasser vermischt. Da das Grubenwasser auf seinem langen Weg durch den Untergrund aus dem Gestein Salze und Minerale und andere Stoffe lösen kann, würden diese Stoffe auch in das Grundwasser gelangen. Damit der Aufwand für die Reinigung des Grundwassers, aus dem ja ein Teil des Trinkwassers in Nordrhein-Westfalen gewonnen wird, nicht zu hoch wird, plant man auch zukünftig so viel Grubenwasser zu pumpen, dass es nicht weiter als bis ca. 600 m unter der Oberfläche ansteigt. Damit hat es ausreichend Abstand zum Grundwasser und kann sich mit diesem nicht vermischen. Auch Schäden an der Oberfläche durch Hebungen des Untergrundes können so vermieden werden.

Die Pumpen, die bisher unter Tage in ca. 1.000 m Teufe standen, kommen dafür natürlich nicht mehr infrage. Sie wurden bereits oder werden in nächster Zeit demontiert und das Wasser steigt langsam von ca. 1.000 m bis auf ca. 600 m an. Dies wird viele Jahre dauern. Bis dahin werden in 13 ehemaligen Schächten sogenannte Brunnenwasserhaltungen eingerichtet. Hierbei wird der Schacht beim Verlassen eines Bergwerkes nicht einfach wie im Normalfall mit Baustoff verschlossen. Vielmehr werden gleichzeitig jeweils drei Rohre mit einem Durchmesser von ca. 1,4 m von unter Tage bis nach über Tage eingebaut. In diese Rohre werden dann, wie in einem Brunnen, Tauchpumpen eingehangen und bis auf ca. 600 m abgelassen. Aus dieser Teufe fördern die Pumpen das Grubenwasser dann nach über Tage. Von den 13 Schächten die so ausgerüstet werden, sollen regulär nur sechs Schächte, die über das Ruhrgebiet verteilt sind, Wasser pumpen. Weitere sieben Schächte stehen als Reservestandorte bereit.

Bei diesen Umbauarbeiten unterstützt THYSSEN SCHACHTBAU mit seiner langjährigen Erfahrung die RAG. So wurden zwei Schächte des ehemaligen Bergwerkes Auguste Victoria in Marl bereits verschlossen, zwei weitere werden derzeit verfüllt. Weitere Schächte, die in den nächsten Jahren noch umgebaut werden müssen, sind zum Beispiel die Schächte 2 und 12 der Zeche Zollverein in Essen, Concordia 2 und 6 in Oberhausen, Amalie in Essen, Haus Aden in Bergkamen oder Lohberg in Dinslaken. Die Umbauarbeiten sollen bis zum Jahr 2022 abgeschlossen sein. Solange wird es also auch im Ruhrgebiet noch Arbeit für Bergleute geben. Aber auch für die Zeit danach ist THYSSEN SCHACHTBAU durch seine vielen Projekte im In- und Ausland schon jetzt gut gerüstet und so wird man auch noch lange das „Glückauf!“ deutscher Bergleute hören.

Glückauf!
Dr. Axel Weißenborn

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THYSSEN SCHACHTBAU baut das Welterbe Zollverein für die Grubenwasserhaltung um